Niedermittlau

Mit 80 Sängern in Niedermittlau

Meerholzer Sänger kommen eleganter über die Berge

H A S S E L R O T H - Sie sind nach wie vor ein besonderes Völkchen auch in unserer Region – die Sänger und ihre Chöre. Obwohl jeder Chor eigentlich genug Probleme mit sich selbst hat, suchen sie immer wieder den Vergleich mit anderen Chören, wohl wissend, dass es am Ende nicht nur zufriedene Gesichter gibt – so auch wieder geschehen in Niedermittlau beim Punktwertungssingen und da vor allem in der Männerchorklasse 1 beim Vergleich zwischen der Harmonie Bernbach und dem Männerchor des Gesangvereins Meerholz.

29 Frauen-, Männer- und Gemischte Chöre aus den Kreisen Gießen, Darmstadt-Dieburg, Offenbach, Main-Kinzig und dem benachbarten Bayern waren nach Niedermittlau gekommen, um sich in der dortigen Schulturnhalle mit je einem Chorwerk und einem Volksliedsatz dem Wertungsrichter und dem Publikum vorzustellen. Dabei wurden die Vorträge von Musikdirektor Franz Josef Siegel, Chorleiter, Komponist und Verleger aus Baden, unter den Gesichtspunkten Intonation, Aussprache, dynamische Gestaltung, Rhythmik, Chorklang und Gesamtgestaltung bewertet. Erfreulich, dass sich Chorleiterinnen und Chorleiter sowie Sängerinnen und Sänger auch gegenseitig zuhörten; die an diesem Tag als Konzertsaal dienende Halle war immer gut besetzt.

Nach knapp einjähriger Vorbereitung hatte sich Chorleiter Martin Bous mit seinem Meerholzer Männerchor für diesen Sonntag die Premiere eines neu einstudierten Chorwerks vorgenommen: „Über die Berge“ von Max Reger. Reger, der der Epoche der Spätromantik zugerechnet wird, hat das vier- bis neunstimmige Chorwerk um 1900 komponiert und seinerzeit dem Sängerbund des Lehrervereins Frankfurt am Main gewidmet. In diesem von monumentalen Akkordschichtungen und Klangfarben geprägten virtuosen Stück schildert Reger die abenteuerliche Wanderung in der Zeit des erwachenden Frühlings zum Haus der Geliebten. Das Chorwerk erfordert einerseits Substanz, andererseits ist es vor allem hinsichtlich der Intonation und der komplizierten Harmonik der Sorte der „besonders schwierigen Chorliteratur zuzurechnen. Nicht umsonst steht das Stück in den Empfehlungen des Deutschen Musikrates; in der bis 12 Punkte reichenden Tabelle des Fachverbandes Deutscher Berufschorleiter wird es mit dem Wert „12“ eingestuft. Auf der anderen Seite – und schon das ist erfreulich: den Meerholzer Sängern mit ihrem Chorleiter Martin Bous wie auch den Sängern der anderen wenigen Chöre, die das Stück bisher erarbeitet haben, macht es Spaß, dieses Chorwerk zu singen.

Zu den Chören, die dieses Stück erarbeitet haben, zählt auch die Harmonie Bernbach unter Leitung von Hans Schlaud. Und so kam es denn in Niedermittlau auch zu dem interessanten Vergleich zwischen den Meerholzer und Bernbacher Sängern anhand dieses Stückes. Dem mit 80 Sängern (von 85) in allen Stimmen gut besetzten Meerholzer Männerchor gelang denn auch eine überzeugende Premiere, der auch Wertungsrichter Franz Josef Siegel gegenüber den Bernbacher Sangesfreunden mit einem Punkt Vorsprung den Vorzug gab. Dabei dürfte neben der musikalischen Gestaltung auch der homogene Chorklang des derzeit zweitgrößten hessischen Männerchores den Ausschlag gegeben haben. Ein ganz persönlicher Erfolg natürlich auch für den 32-jährigen Chorleiter Martin Bous, der – derzeit in der Chorwettbewerbsszene erst noch dabei, sich einen „Namen“ zu erarbeiten – mit der Erarbeitung und Interpretation dieses Stückes seine Fähigkeiten eindrucksvoll nachgewiesen hat. Als Volksliedsatz brachten die Meerholzer das „etwas unanständige“ finnische Spottlied vom „schönen Liebchen“ – ein Satz, der es hinsichtlich der rhythmischen und dynamischen Anforderungen in sich hat, und der den Meerholzern nach Aussage ihres anwesenden Ehrenchorleiters und Altmeisters Reinhold Daus „ganz hervorragend“ gelungen ist. Die Harmonie Bernbach sang einen durchaus unterhaltsamen, aber eher einfachen Volksliedsatz des Wertungsrichters Franz Josef Siegel selbst. Es muss ihm schlichtweg gefallen haben, belohnte er doch die Bernbacher und ihren Chorleiter Hans Schlaud mit 2 Punkten mehr gegenüber den Meerholzern. Die Meerholzer können`s verschmerzen, obgleich ihnen auf diese Weise das von Ortsvorsteher Herbert Böhmer für den 1. Preis zugesagte Spanferkel auf „nur schwer erklärbare Weise entwischt“ ist.

Pokal-Punkt-Wertungssingen zum 115. Geburtstag des Niedermittlauer Männergesangvereins

Bernbacher siegten erneut in M1

HASSELROTH (ri). Vier Tage lang wurde in Niedermittau der 115. Geburtstag des Männergesangvereins 1887 gefeiert. Glanzlicht war das Pokalpunktwertungssingen, bei dem die „Harmonie“ Bernbach in der Klasse M1 erneut den Sieg davontrug. Dicht gefolgt vom Gesangverein Meerholz. Insgesamt nahmen 29 Chöre teil.

Mit einem Freundschaftssingen am Freitagabend ging es los. Beteiligt daran waren Frohsinn Bad Soden (Dirigent Gerd Zellmann), Liederblüte Dettingen (Michael Habermann), Eintracht Gondsroth (Veit Oehler), Cäcilia Höchst (Manfred Küchler), Sängerlust Langenselbold (Gottfried Kärner), Volkschor Langenselbold (Wilfried Siegler-Legel), Sängervereinigung

 Neuenhaßlau (Thomas Löffler), Forum musicale Niedermittlau (Carsten Altvater), Sängerlust 1911 Oberndorf (Martin Bous), Sängerlust Roth (Carsten Altvater) und Sängervereinigung Weiskirchen (Fritz Klein). Der Samstagabend gehörte den Freunden souliger und rockiger Rhythmen. Die Bands Soul Cake und MerQury, die Queen-Coverband, sorgten für ein volles Festzelt.

Sechs Stunden Wertungssingen am Sonntag hatten die Niedermittlauer Sänger zum Pokal-Punkt-Wertungssingen zu bieten. Rund 1500 Sängerinnen und Sänger aus 29 Chören waren daran beteiligt. Musikdirektor Franz Josef Siegel bewertete die Leistung nach sieben Kategorien: Tonreinheit, Rhythmik, Dynamik, Aussprache, Chorklang, musikalische Gestaltung und Phrasierung. Zufrieden äußerte sich der Juror im Gespräch mit dem GT über das „im allgemeinen recht hohe Niveau“ der Vorträge. Lobend erwähnte Musikdirektor Franz Josef Siegel dabei insbesondere die Gemischten Chöre und Frauenchöre.

Mehr als sechs Stunden dauerte das Pokal-Punkt-Wertungssingen in der Niedermittlauer Schulturnhalle. Durch die Veranstaltung führte WolfgangFrickel, Schriftführer des Männergesangvereins 1887 Niedermittlau, der im Anschluss auch die Wertung bekannt gab. Hier ein Auszug daraus: In der Klasse M4-2 belegte die Sängerlust Gettenbach unter drei Bewerbern den dritten Platz mit einer Gesamtpunktzahl von 123. In der Klasse G2 platzierte sich Concordia Niedergründau auf Platz Eins mit 126 Punkten bei einem weiteren Mitbewerber. Eintracht Rothenbergen belegte bei vier teilnehmenden Chören in der Klasse F2-1 den ersten Platz mit 131 Gesamtpunkten. In der Klasse F2-2 platzierte sich Allegria Somborn (132 Gesamtpunkte) vor dem Singkreis Lützelhausen (131) und Concordia Niedergründau (129). In der Klasse M3-1 belegte Einigkeit Wirtheim den zweiten Platz mit 131 Gesamtpunkten. Drei Vereine waren hier angetreten. In der Klasse M3-2 kam die Sängerlust Lanzingen auf Platz zwei, gefolgt von Eintracht Rothenbergen auf Platz drei. In dieser Klasse traten insgesamt drei Vereine an. Den dritten Platz unter drei teilnehmenden Chören belegte die Harmonie Haitz in der Klasse G1 mit 131 Gesamtpunkten. In der Klasse M2 platzierte sich der Liederkranz Kassel unter drei teilnehmenden Chören auf Rang drei mit 125 Gesamtpunkten.

In der Klasse M1 traten der Gesangverein 1845 Meerholz, der mit 136 Gesamtpunkten Zweiter wurde und die Harmonie Bernbach an. Den ersten Platz belegte die Harmonie Bernbach mit 137 Punkten und erzielte damit gleichzeitig das höchste Ergebnis des Pokal-Punkt-Wertungssingens. Im Chor hatte die Harmonie 67 Punkte erreicht. Mit 68 Punkten war der Gesangverein Meerholz in dieser Disziplin bewertet worden. 70 Punkte, und damit den entscheidenden Vorsprung, errang dann aber die Harmonie Bernbach in der Kategorie Volkslied. 68 Punkte hatte Meerholz hier erzielt. Den insgesamt höchsten Dirigentenpreis erreichte mit 137 Punkten Hans Schlaud, der Chorleiter der Harmonie Bernbach. Den mit 136 Punkten zweithöchsten Dirigentenpreis errang Martin Bous, Chorleiter beim Gesangverein 1845 Meerholz.

Allen teilnehmenden Chören dankte Friedrich Herbert, der im Anschluss auch, gemeinsam mit Wolfgang Frickel, die Pokale überreichte.

(Gelnhäuser Tageblatt vom 17.06.02)

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