Lindenholzhausen

Chorwettbewerb Cantemus 2004 in Lindenholzhausen

Über Neuses sind nur noch die Sterne

Meerholz bei 22,0 Punkten mit Golddiplom ausgezeichnet / Bronze für Allegria

Limburg-Lindenholzhausen (hjh). In Neuses knallen die Sektkorken. Mit einem historischen Wettbewerbssieg hat sich der Männerchor endgültig in der absoluten Spitzengruppe der deutschen Männerchöre festgesetzt. Konkurrent Meerholz erreichte in Lindenholzhausen ebenfalls ein hervorragendes Ergebnis.
Die Cäcilia Lindenholzhausen stellte am Wochenende einen Mammut-Chorwettbewerb auf die Bühne. Bis auf kleinere Zeitverschiebungen ging die Veranstaltung gut über die Bühne.
Aus heimischer Sicht richtete sich die Aufmerksamkeit auf die beiden Männerchöre aus Neuses und Meerholz sowie auf den Frauenchor Allegria aus Somborn.
Viele Freigerichter zählten zu den Zuhörern. Sie wollten wissen, ob der Sängervereinigung Neuses nach dem Erfolg vom vergangenen Jahr in Zellhausen ein weiteres „Husarenstück“ gelingen sollte.
Niemand wurde enttäuscht. Die Neuseser beeindruckten nicht nur die hochkarätig besetze vierköpfige Jury (Stefan Kalmer, Hans-Joachim Lustig, Juliane Berg und Albrecht Schneider), die in der hiesigen Chorszene bislang nicht in Erscheinung getreten war.
Besonderes Interesse fand die Auseinandersetzung zwischen Neuses und Meerholz auch deswegen, weil beide Chöre jahrzehntelang von Reinhold Daus betreut wurden - ein direkter Vergleich in diesen Jahren also nicht möglich war.
Mit sechs Chören war die große Männerchorklasse bei Cantemus 2004 exzellent besetzt.
Während der Männerchor Ochtendung und der Liederkranz Neudorf keine echte Chance hatten, präsentierte sich mit dem MGV Cäcilia Olpe unter Leitung von Thomas Bröcher ein Chor, den viele nicht wirklich auf der Rechnung hatten. Doch Olpe zeigte mit äußerst starker Leistung, welche Qualität nötig war, um an diesem Tag ganz oben mitzumischen.
Zu den etablierten Chören im Geschäft zählt der Sängerkranz Watzenborn-Steinberg (Peter Schmitt), dem zumindest die Rolle des Mitfavoriten zukam.
Nach Watzenborn betrat Neuses die Bühne. Hochkonzentriert und auf den Punkt fit trugen die Freigerichter als erstes Werk das „Ave Maria“ von Franz Biebl vor. Ihm folgte „Kyrie - Windhauch“ von Sven-David Sandström. Edvard Griegs „Ich legte mich am Abend“ und „Es waren zwei Königskinder“ von Winfried Siegler-Legel schlossen den Auftritt der Sängervereinigung ab.
Die Zuhörer im proppenvollen Gemeinschaftshaus erlebten den „Sound“, der heute von einem modernen Männerchor erwartet wird. Elegant, frisch und unangestrengt mächtig.
Mit zielstrebiger Arbeit wurden in Neuses Chorklang, Stimmenausgleich und Interpretation von hohem Niveau ausgehend weiter verbessert. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließen die Solisten Roger Schilling, Helmut Weber und Klaus Niedenthal, allesamt Eigengewächse des Chores. Im Publikum herrschte kein Zweifel: Das war der große Wurf.
Die Latte war für den Männerchor des Gesangvereins Meerholz an diesem Tag nicht zu reißen.
Doch auch beim Auftritt des Martin Bous-Chores wurde deutlich, dass in den vergangenen Monaten hart gearbeitet wurde. Meerholz ging engagiert zu Werke, das „Surrexit pastor bonus“ von Palestrina und die „Linien des Lebens“ von Heinrich Poos glückten vorzüglich. Diese hochkonzentrierte Spannung indes konnte beim „Über die Berge“ von Max Reger nicht hundertprozentig gehalten werden und auch beim „Türkisches Schenkenlied“ verlor Meerholz letztlich an Boden, sonst wäre noch mehr drin gewesen.
Die Ausbeute ist dennoch beachtlich: 3. Platz gemeinsam mit Watzenborn, ein hervorragender Auftritt vor einem hochkarätig besetzten Saal und dazu ein Golddiplom. Meerholz hat beim wichtigsten Vereins-Wettbewerb des Jahres eine gute Rolle gespielt: Ein Ergebnis, das als Motivation mehr bringen sollte als ein Erfolg bei irgendeinem schwach besetzten Vergleich.
Analysen, Einschätzungen und auch Spekulationen fanden um 18.45 Uhr mit der Bekanntgabe der Ergebnisse ihr Ende. Nun stand fest, dass Neuses mit 23,3 Punkten die beste Wertung erhielt und vor dem MGV Olpe, der auf 22,4 Gesamtpunkte kam, den Klassenpreis, den Dirigentenpreis und den Sonderpreis zeitgenössisches Chorwerk errungen hatte. Olpe folgte mit 22,4 Punkten und lag beim Vortrag des Volksliedes (23,4 Punkte) sogar knapp vor Neuses und Watzenborn.
Der GV 1845 Meerholz schaffte mit dem Sängerkranz aus Watzenborn-Steinberg mit der Gesamtnote von 22,0 auf Rang drei knapp, aber verdient das Golddiplom.
In einer starken Frauenchorklasse, die schließlich von dem Frauenchor Frohsinn Jockgrim (Richard Trares) gewonnen wurde, war der Frauenchor des Männerchores Somborn Allegria angetreten. Hier vergab die Jury allerdings nur ein Golddiplom, zweimal Silber und zweimal Bronze. Die Sängerinnen von Allegria unter der Leitung von Christina Trageser mussten schließlich vier Chören den Vortritt lassen und mit 17,7 Gesamtpunkten mit einem Diplom in Bronze zufrieden sein. Chorleiterin und Chorverantwortliche waren mit ihren Vorträgen „Veni, Creator Spiritus“ von Hector Berlioz, „Horch was kommt von draußen rein“ (Ursula Barthel), „Shenandoah“ (Karl-Josef Müller) und „Sanctus“ (Andre Caplet) nicht unzufrieden, erkannten aber fair an, dass die Konkurrenz beachtlich war.
Gestern Abend wurde die Singstunde der Neuseser zur Feierstunde. Nach kurzer Auszeit aber wird der Neuseser Chor wieder zur Sache gehen: Beim Volksliederwettbewerb in Bernbach will Neuses nun auch in heimischen Gefilden vor neugierigem Publikum seine Klasse demonstrieren.

 

(Gelnhäuser Neue Zeitung vom 18.05.2004)

Bilder vom Wettstreit