Horbach

Alles, was Sängern Spaß macht

Sieben preisgekrönte Männerchöre setzen bei Matinee in Freigericht neue Maßstäbe

Freigericht (re/ hjh). Wenige Stunden nach dem Jubiläumskonzert zum 120-jährigen Bestehen der Horbacher Chöre (die GNZ berichtete) folgte in der Freigerichthalle am Sonntagmorgen die nächste hochkarätige Veranstaltung. Sieben Männerchöre traten zur Matinee auf die Bühne.

Der neue Dirigent des Altenmittlauer Männerchores, Hubert Reuter, ist ein Freund markiger Worte. Nach der Chormatinee preisgekrönter Männerchöre bilanzierte er: „Da war die Wiederauferstehung des Männerchor-Gesangs.“ Sieben große Chöre konzertierten gemeinsam, nutzten die hervorragenden Bedingungen, die der Gastgeber aus Horbach schuf. Eine Konstellation, die es in dieser Form in Freigericht noch nicht gegeben hat.

Die Zuhörer staunten nicht schlecht: Von „Überalterung“  und einer Krise bei den Sängern war nichts zu spüren. Praktisch in allen Chören fühlten sich junge Stimmen wohl. Ein deutlicher Beleg für die These, dass die leistungsbezogene Chorarbeit auch den Nachwuchs interessiert.

Für Chorleiter Matthias Schmitt war das Konzert eine wichtige Standortbestimmung. Ein Jahr nachdem er von Hans Schlaud den Dirigentenstab übernommen hatte, präsentierte er die Harmonie Bernbach im ausgewogenen Chorklang, zum Beispiel zu Beginn bei „Sancta Maria“ von Johannes Schweitzer. Ihren 15-minütigen Part gestaltete die Harmonie unter anderem mit den Stücken „Vive l'amour“ (Robert Shaw) und „Rose Marie“ (Rudi Kühn).

Eine Tradition des Meerholzer Gesangvereins unter der Leitung von Martin Bous ist es, die Werke von Heinrich Poos zu interpretieren. Dessen „Linien des Lebens“ wurden von den Meerholzern mit klaren Konturen gezeichnet, mit Debussys „Invocation“ folgte ein zweites anspruchsvolles Werk, das der Chor souverän intonierte. Den unterhaltsamen Teil beschloss Bous mit Friedrich Silchers  süffisanter „Entschuldigung“.

 

Hubert Reuter bewies Mut mit seinem Chor

Nicht alle Dirigenten hätten nur wenige Wochen nach einer Chor-Übernahme einen Auftritt in diesem Umfeld riskiert. Hubert Reuter tat es mit seinem Männerchor Altenmittlau und tat gut daran. Zwar war kein „Schwierigkeitschor“ zu erwarten, doch mit Franz Schuberts „Abendfrieden“ und „Was perlet im Glase“ bot der sensibel reagierende Chor Abwechslung und mit der Uraufführung von Miroslav Koslers Satz „Stoji borovenka“ glückte ein echtes Kabinettstückchen.

Andere Voraussetzungen beim Sängerbund Dehrn: Der Männerchor arbeitet seit vielen Jahren mit Michael Rinscheid, verfügt über ein großes Repertoire mit bedeutenden Werken. Routine war ihrem Auftritt nicht negativ anzumerken, der Chor ging motiviert zu Werke. Mit hervorragender Gesangstechnik und Ausdrucksstärke glückte dem Sängerbund ein umjubelter Auftritt.

 Die vermeintlich schwierige Aufgabe, nach Dehrn auf die Bühne zu müssen, erledigte der Männerchor Somborn mit Bravour. Viel Lob heimste der musikalische Leiter Dr. Martin Trageser mit seiner frisch und selbstbewusst singenden Mannschaft insbesondere für die Darstellung des „Psaume 121“ von Darius Milhaud ein.

Der Sängerkranz Watzenborn-Steinberg steigerte mit Peter Schmitt durch sein abwechslungsreiches Programm die Stimmung im Saal: Bei der „Diplomatenjagd“ nach Reinhard Mey flossen im Publikum die Lachtränen.

Das Finale der Matinee, das ein bestens aufgelegter Thomas Iffland, Vorsitzender der Horbacher Chöre, mit Witz und Charme moderierte, entwickelte sich zum Chorgesang der intensivsten Art. Das „Kyrie und wieder Windhauch“ von Sven-David Sandström zeigte, warum das Werk zu den spannendsten der zeitgenössischen Chorliteratur zählt.

Gerd Zellmann und seine Sängervereinigung Neuses transportierten diese Spannung mit der Kraft eines hervorragend geschulten Chores. Im Kontrast dazu stand das rasante Spiritual „Witness“ von Moses Hogan, das neueste Meisterstück der Neuseser, die mit dem „Jäger aus Kurpfalz“ eine denkwürdige Gesangsveranstaltung in der Freigerichthalle beschlossen.

GNZ 29.11.2006