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Klar kann ein Chor bei einem Konzert eher zeigen, zu welchen musikalischen Leistungen er imstande ist, insbesondere dann, wenn es darum geht, Chorliteratur verschiedener musikalischer Epochen vorzustellen. So
geschehen bei dem als exemplarisch zu wertenden Chor-Orchesterkonzert des Meerholzer Männerchores vor zwei Jahren. Andererseits zählt auch der direkte Vergleich von Chören bei Chorwettbewerben zu einer besonderen Art von
Herausforderung für die beteiligten Sängerinnen und Sänger und ist als Motivation zu besonderen musikalische Leistungen nicht zu unterschätzen.
So versucht auch der Männerchor des Gesangvereins Meerholz mit seinem Chorleiter Martin Bous, auf „beiden Hochzeiten zu tanzen“ und begab sich dieser Tage in die Region des Hochtaunus nach Weilrod-Hasselbach, um sich
dort bei einem Chorwettbewerb mit anderen zu vergleichen. 35 Frauen-, Männer- und gemischte Chöre aus Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen hatten zu diesem Wettbewerb gemeldet. Letztlich
waren 31 Chöre nach Weilrod gekommen, um sich – eingeteilt in verschiedene Kategorien – von den beiden Juroren Prof. Volker Hempfling (Köln) und Direktor Arthur Groß (Marktoberdorf/Allgäu) beurteilen zu lassen. Dabei war zu
unterscheiden zwischen technischer Ausführung der aufgeführten Stücke (z. B. Tonreinheit, Dynamik, Rhythmik, Aussprache) und der künstlerischen Ausführung (z. B. grundsätzliche Gestaltung/Interpretation der Stücke, Zusammenhang
zwischen Sprache und Musik). Jedes Ensemble hatte ein Chorwerk und zwei Volksliedsätze nach freier Wahl vorzutragen.
Während die Meerholzer Sänger in den letzten Jahren bei Chorwettbewerben häufig mit einem besonders anspruchsvollen Programm auffielen, gelang es ihnen diesmal, nicht nur mit einem anspruchsvollen Programm
aufzuwarten, sondern dies dann auch noch für Amateurchöre nahezu perfekt vorzustellen. In der Kategorie der großen Männerchöre hatten neben den Meerholzern mit Martin Bous der Männerchor Cleeberg (bei Butzbach), Leitung
Matthias Schmidt, und die heimische Chorgemeinschaft Erlensee (Rückingen-Langendiebach), Leitung Ralf Emge, gemeldet. Dazu muss man wissen, dass es sich beim Männerchor Cleeberg um einen Ausnahmechor des Hessenlandes handelt
und dem Chor der Ruf voraus eilt, bei Chorwettbewerben – auch auf internationalem Parkett – nur Platz eins zu kennen. So hat der Chor auch schon den Hessischen Chorwettbewerb gewonnen, war einmal Zweiter bei dieser
Veranstaltung und war allein in diesem Sommer zweimal Wettbewerbsgewinner gegenüber beachtlichen Mitbewerbern – u. a. auch gegenüber den Meerholzern.
Martin Bous hatte sich mit seinem 70 Sänger zählenden „Männerchor aus der Mitte der EU“ das frisch einstudierte vier- bis siebenstimmige Chorwerk des schwedischen Komponisten Hugo Alfvén „Morgendämmerung am Meer“, den
der Romantik zuzuordnenden stimmungsvollen Satz „Unter der Linde“ von Mathieu Neumann und den aus Finnland stammenden respektlosen Chorsatz „Minun kultani“ (Das schöne Liebchen) von Siegfried Strohbach vorgenommen. Dabei gelang
Martin Bous und seinen Sängern ein Auftritt, der Zuhörerinnen und Zuhörer – darunter die Chormeister Willy Trageser, Hans Schlaud, Michael Blume und Jürgen Fassbender – und die Jury begeisterte. Prof. Hempfling lobte den „sehr
schönen satten Klang“ des Chores und sprach euphorisch von einem geradezu exemplarischen Chorklang: „So muss ein Männerchor klingen!“ Auch Arthur Groß lobte den Chorklang des Meerholzer Chores und die „beachtliche Intonation“
auch bei schwierigen Passagen. So war es denn auch nicht verwunderlich, dass die Jury Platz eins an den Meerholzer Männerchor vergab – vor den Männerchören aus Cleeberg und Erlensee – und Martin Bous den Dirigentenpreis
erhielt. Ein grandioser musikalischer Erfolg für Martin Bous und den Meerholzer Männerchor, bei dem Kenner der Chorszene zwischen Siegen und Karlsruhe auch schon mal das Wort „sensationell“ auf den Lippen führen.
Gelnhäuser Tageblatt vom 16.10.2007
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