Glück

Gesund und glücklich durch Singen!

Singen ist die wohl älteste und ursprünglichste musikalische Äußerungsform der Menschen, deren Instrument der menschliche Körper selbst ist. Dadurch können seelisches und emotionales unmittelbar zum Ausdruck kommen, was das Singen gerade für den religiösen Kult so bedeutungsvoll macht. Wenn man singt, sind nicht nur der Kehlkopf und die Stimmbänder in Aktion. Auch die Lunge, das Herz, das Zwerchfell, ja sogar die Bauch-, Bein- und Gesäßmuskulatur werden beansprucht.

 Wer gesund und fröhlich sein möchte, muss nicht gleich zu hochpreisigen Wellness-Angeboten greifen, denn es gibt ein einfaches und kostenloses Rezept für jedermann: Singen. Singen ist nicht nur eine Aktivität, die Spaß macht, sie ist auch gut für die Gesundheit.

 Wer singt, erfreut nicht nur seine Umwelt mit schöner Musik, sondern stärkt zudem sein Abwehrsystem und stimuliert die Selbstheilungskräfte. Forscher konnten mittels Blutuntersuchungen nachweisen, dass beim Singen das Immunsystem aktiviert wird und sich die Konzentration von Immunglobulin A sowie Kortisol deutlich erhöht, ein klares Anzeichen für die gesteigerte Abwehrfähigkeit des Körpers. Die verschiedenen Drüsen des Körpers schütten beim Singen eine große Anzahl von gesundheitsfördernden Substanzen aus, unter anderem zum Beispiel auch sogenannte Glückshormone. Und nicht nur körperlich ist der selbst ausgeübte Gesang eine Wohltat, sondern ist demnach auch Balsam für die Seele. Auch die Lebenskräfte werden aktiviert, indem die feinen Schwingungen beim Singen den ganzen Körper und besonders das Gehirn durchfluten und so die Durchblutung und den Stoffwechsel anregen. Singen steigert auch den Lebensmut, das Selbstvertrauen sowie Ausgeglichenheit und Belastbarkeit. Der / die Singende kann sich weiter von negativen Gefühlen befreien, beziehungsweise positive Gefühle durch Gesang verstärken, denn wer singt, kann nicht gleichzeitig grübeln oder sich Sorgen machen. Menschen, die singen, sind in der Regel kontaktfreudiger und aufgeschlossener, mithin einfach glücklicher. Durch aktives Singen kann selbst Stress abgebaut und auch Gefühle wie Angst und Trauer bewältigt werden. Den Untersuchungen zufolge kann man auch erheblich mehr physische und psychische Ressourcen mobilisieren, wenn man singt. Wer viel singt, lebt im Durchschnitt länger und besser. Kinder, die viel singen, lernen auch besser und können kreativer mit dem Gelernten umgehen, sind also lebenstüchtiger.

 Wen das singen abhält, da er von sich selbst behauptet, nicht singen zu können, hat wahrscheinlich unrecht. Abgesehen von sehr wenigen Ausnahmen, besitzt jeder Mensch ein ausreichendes Maß an musikalischem Talent und im Prinzip kann jeder Mensch singen. Und selbst der eigene Gesang unter der Dusche oder im Auto hat seine positive Wirkung. Wem das Singen verloren gegangen ist oder wer es nie für sich als Ausdrucksform entwickeln konnte, der ist in seiner natürlichen Lebensentfaltung behindert. Außerdem geht es beim Singen nicht bei jedem um Leistung. Es geht vielmehr um ein Singen als Selbstzweck zu Ihrer eigenen Freude. Den Zugang zum Singen aus reinem Spaß an der Freude kann man in jedem Alter lernen und weiter entfalten. Zur (Wieder) Erlangung der Lebensfreude gibt es kaum eine bessere Medizin als das aktive Singen.

Chorgesang – ein Hobby mit Niveau

Wer in einem Chor singt, nimmt meist auch automatisch am gesellschaftlichen Leben in der Kommune Teil. Denn es sind oft die ortsansässigen Chöre beziehungsweise Gesangvereine, die offiziellen Festakten, Vereinsjubiläen oder sonstigen Veranstaltungen in Stadt und Land den richtige Rahmen verleihen.

Dabei sind die Voraussetzungen, die ein (neues) Chormitglied erfüllen muss, denkbar gering: Freude am Singen und die Bereitschaft zu regelmäßigen Proben sind normalerweise ausreichend. Notenkenntnisse oder gar Gesangsunterricht sind in den allermeisten Laienchören nicht notwendig; das ist Aufgabe des Chorleiters.

Und damit stellt sich auch die Frage nach den Kosten. Gute Dirigenten haben eine musikalische Ausbildung, und ihre Arbeit hat somit auch ihren Preis. Da sich in einem Gesangverein die¬se Kosten aber auf relativ Viele verteilt, dürften die meisten Unkostenbeiträge deutlich unter 10 Euro im Monat liegen. Damit stellt der Chorgesang ein relativ preiswertes Hobby dar.

Neben dem Wirken in der Öffentlichkeit gibt es auch ein sehr ausgeprägtes Gesellschaftsleben innerhalb der Chöre. Weil das Singen relativ altersunabhängig ist, setzt sich ein Chor in der Regel aus Menschen jeden Alters sowie aus vielen Berufsgruppen und Herkünften zusammen. Zusätzlich dauert das Engagement in einem Gesangverein oft viele Jahre oder gar Jahrzehnte, was unter den Chormitgliedern nicht selten zu sehr dauerhaften Freundschaften, ja fast familienähnlichen Verbindungen führt.

Leider haben Gesangvereine und insbesondere Männerchöre mit einem eher schlechten Image zu kämpfen; sie gelten als bieder und überholt. In Folge dessen haben sie vielerorts erhebliche Nachwuchsprobleme. Man sollte sich aber vom in den Medien verbreiteten Trallala – Beispiel Gotthilf Fischer – nicht täuschen lassen: Viele Chöre haben ein beachtliches Niveau und widmen sich interessanter, moderner Chorliteratur.

Wer sich für das Hobby Chorgesang interessiert, sollte sich zuerst einmal umhören und unverbindlich an einer Probe teilnehmen, um zu sehen, ob ihm die Leute und das Repertoire eines Chores zusagen.

Karsten Becker, Landwirtschaftliches Wochenblatt, „Hessenbauer