Danzig

Der Kammerchor Danzig gastierte auf Einladung des Gesangvereins 1845 in der Kirche Maria Königin in Meerholz

GELNHAUSEN (se). Begeisterter Beifall begleitete die Vorträge der „Schola Cantorum Gedanzgsis“ am Dienstagabend in der katholischen Kirche Maria Königin in Meerholz. Stimmgewaltig mit Präzi­sion und Perfektion im Zusammenklang überzeugten die 23 Chorprofis unter der Leitung von Jan Lukaszewski ihr Publikum in der mit rund 400 Gästen vollbesetzten Kirche. Und: Auch bei ihrem dritten Auftritt in Meerholz kamen die Sängerinnen und Sänger des Kammerchores Danzig nicht ohne Zugabe davon. Vorgestellt wurde ein äußerst abwechslungsreiches Repertoire: Bald schwollen die klaren Stimmen mächtig an – bald verklangen sie zart gehaucht. Chorwerke der Renaissance, der Romantik, des Barock und zeitgenössische Kompositionen erklangen: Unter anderem von Andreas Hakenberger, Johann Sebastian Bach und Josef Gabriel Rheinberger. Außerdem wurden Spirituals vorgetragen. Als Besonderheit auch ein Stück, das die Männerabteilung alleine sang: Die zwölf Männer des Chores trugen die Komposition „In Paradisum“ für neunstimmigen Männerchor des polnischen Komponisten Pawel Szymanski (1954 geboren) vor – ein paradiesischer Hörgenuß.

Der Gesangverein stand auch als Organisator hinter dem hervorragenden Konzertabend. Die Organisatoren selbst bezeichneten den Kammerchor Danzig als „einen der besten Chöre der Welt“. Ein Attribut, das die Vollblutsänger beim Konzert unterstrichen.

Der Vorsitzende Gustav Honzen dankte vielen, die dazu beigetragen haben, das Chorkonzert zu ermöglichen: Pfarrer Reiner Modenbach und der katholischen Kirchengemeinde Meerholz-Hailer, dem Meerholzer Ortsvorsteher Herbert Böhmer, dem Magistrat der Barbarossastadt, der Veritas AG, der Kreisparkasse Gelnhausen, der VR Bank Bad Orb-Gelnhausen, der Fürstlichen Brauerei Wäc­tersbach und nicht zuletzt den Gastgeberfamilien.

Den Konzertabend eröffnete der Gesangverein 1845 Meerholz unter Leitung von Martin Bous mit Stücken von Giovanni Pierluigi da Palestrina, Jacobus Gallus und Bedrich Smetana. Als Dankeschön an den Hausherrn Pfarrer Reiner Modenbach erklang zudem ein geistliches Lieder hatte am Tag zuvor Geburtstag.

Das Ensemble aus Danzig betreibt den Chorgesang professionell. Ungezählte Konzerte in den Vereinigten Staaten, Kanada, Japan und fast allen europäischen Ländern können die Polen vorweisen. Mit unterschiedlichen Programmen und Chormusik aus verschiedenen Epochen bestreiten die Sängerinnen und Sänger rund 100 Konzerte pro Jahr. Neben a-cappella-Darbietungen arbeitete der Chor in den letzten Jahren auch immer wieder mit Orchestern zusammen: Natürlich in Polen, aber auch in Berlin und Dresden. Dazu kommen viele Termine mit Rundfunkaufnahmen bei Radio Warschau – der Chor gilt als inoffizieller Rundfunkchor des Senders – oder aber auch beim Westdeutschen- , Bayerischen Rundfunk und beim Sender Freies Berlin. Rund 25 CDs, Kassetten und Videos produzierte der Chor in den vergangenen Jahren.

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(Gelnhäuser Tageblatt vom 01.11.2001)

Musik aus vier Jahrhunderten exemplarisch ausgeleuchtet

Die Verantwortlichen des Meerholzer Gesangvereins hatten hoch gegriffen bei der AnkĂĽndigung dieses Konzertes mit dem Kammerchor Danzig in der kath. Kirche in Meerholz und das Ensemble als einen der besten Chöre der Welt bezeichnet. Sollte es Skeptiker gegeben haben gegenĂĽber dieser AnkĂĽndigung, so dĂĽrften diese zumindest unter den Besucherinnen und Besuchern dieses grandiosen Konzertabends nicht mehr zu finden sein. Die „Schola Cantorum Gedanensis“, die den Titel „Der Polnische Kammerchor Danzig“ tragen darf, war auch in diesem Jahr das chormusikalisch Beste, das in der Region zwischen Frankfurt und Fulda zu hören war. 

Vor den Gästen von der polnischen Ostsee war zunächst der gastgebende Männerchor des Gesangvereins 1845 Meerholz an der Reihe. Das Vorprogramm des gut aufgelegten – innerhalb Südhessen zahlenmäßig größten – Männerchores war freilich mehr als ein dürftiges Entrée. Der Chor unter Leitung von Martin Bous brachte zunächst zwei Vertonungen aus der Zeit der Renaissance: „Surrexit pastor bonus“ von Palestrina sowie in einer bemerkenswerten Meerholzer Erstaufführung die doppelchörige Motette „O magnum mysterium“ von Jacobus Gallus und dann in der Originalsprache die Smetana-Vertonung eines tschechischen Gedichtes unter dem Titel „Veno (Widmung)“. Als Dank an Pfarrer Reiner Modenbach und Gratulation zu seinem Geburtstag gab es als Zugabe die Vertonung eines alten Kirchenliedes von Theo Fischer „Stern auf den ich schaue“. Der Meerholzer Chor gefiel mit angenehm ausgewogenem Chorklang und unaufdringlicher Singtechnik. Jan Lukaszewski, Leiter des Danziger Ensembles, lobte seinen jungen Kollegen Martin Bous und bescheinigte dem Chor einen guten Ausbildungsstand und eine „schöne, lockere und weiche Singweise“.

Zwei Vertonungen für achtstimmigen Doppelchor von Andreas Hakenberger, Kantor an der Danziger Marienkirche, aus der Zeit der Spätrenaissance standen zunächst auf dem Programm des Polnischen Kammerchores Danzig. Dem schlossen sich ein Bachchoral (Jesus bleibet meine Freude) in einer interessanten Bearbeitung durch den Berliner Hochschullehrer Heinrich Poos, Lieder eines hier eher unbekannten polnischen Komponisten (Paderewski/Wiechowicz) im Stil der Romantik sowie Rheinbergers „Abendlied“ für sechsstimmigen gemischten Chor an. Scheinbar mühelos bewältigten die Sängerinnen und Sänger die unterschiedlichen stilistischen Anforderungen dieser Stücke und versetzten ob ihres Stimmenpotentials und ihrer perfekten Singweise die Besucherschar in der vollbesetzten katholischen Kirche in Meerholz immer wieder in ungläubiges Erstaunen. In Kontrast zum romantischen Klangbild Rheinbergers präsentierte dann die Männerabteilung des Chores das 1995 vom polnischen Komponisten Pawel Szymanski komponierte „In paradisum“ für neunstimmigen Männerchor. Höchste und von Amateurchören wohl kaum zu bewältigende intonatorische Anforderungen hatten die 12 Männer des Danziger Kammerchores hier zu meistern. Es verbietet sich eigentlich, Detailanmerkungen zu machen zu einem solchen Konzert – so stimmtechnisch und musikalisch perfekt präsentiert sich dieses Ensemble unter seinem Leiter Jan Lukaszewski, von dem bei allem Bemühen um Perfektion auch Emotionen ausgehen, die das musikalisch Gewinnende dieses Chores verstärken.

Im letzten Programmteil begeisterte der Chor mit Spirituals und Chorbearbeitungen amerikanischer „Folk-Songs“: So zum Beispiel die auch hier häufiger zu hörenden Bearbeitungen von James Erb „Shenandoah“ und „Soon Ah Will Be Done“ von William Dawson. Ohne Abstriche überzeugend zeigte der Chor, dass er sich auch in dieser Musikrichtung zuhause fühlt. Zum Schluss wurden die Sängerinnen und Sänger aus Danzig mit ihrem Chorleiter Jan Lukaszewski frenetisch mit Bravo-Rufen und „standing ovations“ gefeiert und erst nach drei Zugaben zur Kirchentüre entlassen.

(Gustav Honzen, 07.11.2001)

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