Die Verantwortlichen des Meerholzer Gesangvereins hatten hoch gegriffen bei der Ankündigung dieses Konzertes mit dem Kammerchor Danzig in der kath. Kirche in Meerholz und das Ensemble als einen der besten Chöre
der Welt bezeichnet. Sollte es Skeptiker gegeben haben gegenüber dieser Ankündigung, so dürften diese zumindest unter den Besucherinnen und Besuchern dieses grandiosen Konzertabends nicht mehr zu finden sein. Die „Schola
Cantorum Gedanensis“, die den Titel „Der Polnische Kammerchor Danzig“ tragen darf, war auch in diesem Jahr das chormusikalisch Beste, das in der Region zwischen Frankfurt und Fulda zu hören war.
Vor den Gästen von der polnischen Ostsee war zunächst der gastgebende Männerchor des Gesangvereins 1845 Meerholz an der Reihe. Das Vorprogramm des gut aufgelegten – innerhalb Südhessen zahlenmäßig größten
– Männerchores war freilich mehr als ein dürftiges Entrée. Der Chor unter Leitung von Martin Bous brachte zunächst zwei Vertonungen aus der Zeit der Renaissance: „Surrexit pastor bonus“ von Palestrina sowie in einer
bemerkenswerten Meerholzer Erstaufführung die doppelchörige Motette „O magnum mysterium“ von Jacobus Gallus und dann in der Originalsprache die Smetana-Vertonung eines tschechischen Gedichtes unter dem Titel „Veno
(Widmung)“. Als Dank an Pfarrer Reiner Modenbach und Gratulation zu seinem Geburtstag gab es als Zugabe die Vertonung eines alten Kirchenliedes von Theo Fischer „Stern auf den ich schaue“. Der Meerholzer Chor gefiel mit
angenehm ausgewogenem Chorklang und unaufdringlicher Singtechnik. Jan Lukaszewski, Leiter des Danziger Ensembles, lobte seinen jungen Kollegen Martin Bous und bescheinigte dem Chor einen guten Ausbildungsstand und eine
„schöne, lockere und weiche Singweise“.
Zwei Vertonungen für achtstimmigen Doppelchor von Andreas Hakenberger, Kantor an der Danziger Marienkirche, aus der Zeit der Spätrenaissance standen zunächst auf dem Programm des Polnischen Kammerchores Danzig.
Dem schlossen sich ein Bachchoral (Jesus bleibet meine Freude) in einer interessanten Bearbeitung durch den Berliner Hochschullehrer Heinrich Poos, Lieder eines hier eher unbekannten polnischen Komponisten
(Paderewski/Wiechowicz) im Stil der Romantik sowie Rheinbergers „Abendlied“ für sechsstimmigen gemischten Chor an. Scheinbar mühelos bewältigten die Sängerinnen und Sänger die unterschiedlichen stilistischen
Anforderungen dieser Stücke und versetzten ob ihres Stimmenpotentials und ihrer perfekten Singweise die Besucherschar in der vollbesetzten katholischen Kirche in Meerholz immer wieder in ungläubiges Erstaunen. In Kontrast zum
romantischen Klangbild Rheinbergers präsentierte dann die Männerabteilung des Chores das 1995 vom polnischen Komponisten Pawel Szymanski komponierte „In paradisum“ für neunstimmigen Männerchor. Höchste und von
Amateurchören wohl kaum zu bewältigende intonatorische Anforderungen hatten die 12 Männer des Danziger Kammerchores hier zu meistern. Es verbietet sich eigentlich, Detailanmerkungen zu machen zu einem solchen Konzert – so
stimmtechnisch und musikalisch perfekt präsentiert sich dieses Ensemble unter seinem Leiter Jan Lukaszewski, von dem bei allem Bemühen um Perfektion auch Emotionen ausgehen, die das musikalisch Gewinnende dieses Chores
verstärken.
Im letzten Programmteil begeisterte der Chor mit Spirituals und Chorbearbeitungen amerikanischer „Folk-Songs“: So zum Beispiel die auch hier häufiger zu hörenden Bearbeitungen von James Erb „Shenandoah“
und „Soon Ah Will Be Done“ von William Dawson. Ohne Abstriche überzeugend zeigte der Chor, dass er sich auch in dieser Musikrichtung zuhause fühlt. Zum Schluss wurden die Sängerinnen und Sänger aus Danzig mit ihrem
Chorleiter Jan Lukaszewski frenetisch mit Bravo-Rufen und „standing ovations“ gefeiert und erst nach drei Zugaben zur Kirchentüre entlassen.
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